Mein Auslandsjahr in Irland
Von Lili Delzepich
Als ich herausgefunden habe, dass unsere Schule ein Austausch-/ Auslandsprogramm unterstützt, stand für mich fest, dass ich das unbedingt machen wollte. Obwohl die COVID19-Pandemie das Auslandsjahr eher unwahrscheinlich erscheinen ließ, habe ich mich dennoch beworben. Letztendlich wurde ich dann angenommen und ein paar Wochen nach dem Schulbeginn in Deutschland ging es dann auch schon los nach Irland.
Warum Irland?
Es gibt verschiedene Gründe, warum ich mich für Irland entschieden hatte. Ein paar praktische Gründe waren, dass Irland ein englischsprachiges Land und Teil der EU ist. Daher benötigte ich kein Visum. Ein Grund für meine Eltern war auch, dass Irland nicht zu weit weg ist.
Natürlich war auch ein Grund, dass ich mich für die irische Kultur, speziell das künstlerische, und für das Land im Allgemeinen interessiere. Irland war das einzige Land, für welches ich mich beworben hatte. Da sich viele Jugendliche für Irland als Austauschland interessieren, hatte ich großes Glück, dass ich eine Zusage erhalten habe.
Die irische Schule
Zwischen Deutschland und Irland sind die Unterschiede vor allem in der Schule sehr groß.
Zum Beispiel beginnt die Schule hier meistens zwischen 9.00 und 9.30 Uhr, aber die genaue Zeit ist von der Schule selbst abhängig. An eigentlich allen irischen Schulen gibt es eine Schuluniform und an manchen, eher konservativen Schulen, gibt es auch Einschränkungen für Haarschnitte, Haarfarben, Schmuck oder Piercings. Im Gegensatz zu Deutschland gibt es hier nur eine Art Sekundarschule.
Hier schreibt man in unserem 9. und 12. bzw. 13. Schuljahr je eine Abschlussprüfung. Seit kurzem ist in Irland der Bustransfer zur Schule kostenlos, wodurch mehr und mehr Kinder mit dem Bus zur Schule fahren.
Außerdem gibt es in irischen Schulen häufig sehr viele Fächer, die wir am Daltongymnasium nicht haben, wie z.B. Metall-/Holzarbeiten, Design- und Kommunikationsgraphiken, angewandte Mathematik, Sport (Theorie), Performance-Künste oder Business bzw. Wirtschaft. Die Fremdsprachen, die an den Schulen dort angeboten werden, sind normalerweise Französisch, Spanisch und Deutsch, und natürlich Irisch, welches jede/r SchülerIn, mit Ausnahme von AustauschschülerInnen und SchülerInnen mit besonderem Förderbedarf im Bereich Lernen, belegen muss. Des Weiteren sind einige Fächer, wie z.B. Musik, viel praktischer gestaltet und für die meisten Fächer gibt es eine Unterteilung für ein höheres oder ein normales Level.
Während meines Aufenthalts war ich Teil des Transition Years (TY) / Übergangsjahrs, in welchem man keine Klausuren hat und hauptsächlich an Projekten arbeitet, Workshops und Ausflüge zu verschiedenen Themen macht, und man alle Fächer über das Jahr ausprobiert. Generell dient das TY dazu, eine bessere Fächerwahl für den Abschluss treffen zu können. Das TY ist auch das einzige Jahr, in dem man in allen Kursen eines Faches, egal ob höheres oder normales Level, inhaltlich das Gleiche macht.
Durch TY hatte ich auch die Möglichkeit einige Sachen auszuprobieren, die ich so nicht in Deutschland hätte machen können. Unter anderem Paintball spielen, Kayak fahren oder Stand-up-Paddling. Es ist auch üblich, an Jugendorganisationen und Schulprojekten teilzunehmen. Ich selber habe an dem TY-Musical meiner Schule und dem Junk-Kouture-Wettbewerb teilgenommen. Außerdem habe ich im Schulvolleyballteam mitgespielt.
Freizeit, Freunde & Familie
Freunde zu finden war anfangs etwas schwer, aber da zu Beginn des Schuljahres das Musical stattgefunden hat, konnte man schnell mit anderen ins Gespräch kommen. Außerdem waren auch andere AustauschschülerInnen in meiner Schule platziert, von welchen zwei neben mir auf dem Flug nach Irland saßen, wo wir uns schon angefreundet hatten. Außerdem war eine weitere Austauschschülerin aus Spanien in derselben Gastfamilie platziert wie ich.
Meine Austauschsorganisation hat jeden Monat einen Ausflug zu den Sehenswürdigkeiten, z.B. Cliffs of Moher oder Belfast, gemacht, wo ich einige AustauschschülerInnen aus meiner Umgebung kennenlernen konnte.
Glücklicherweise war ich in einer Region platziert, wo es eine relativ gute Bus- und Bahnverbindung zu anliegenden Städten gab (unter anderem eine Direktverbindung zu Galway und Dublin).
In meiner Gastfamilie wurde es auch nie langweilig, da ich zwei jüngere Gastgeschwister (5 und 4 Jahre alt) hatte und diese es natürlich sehr toll fanden, zwei ältere Geschwister zu haben.
In meiner Freizeit hier bin ich häufig an Wochenenden mit FreundInnen nach Galway oder Athenry gefahren und ich bin mit einer Freundin zusammen einem lokalen Verein beigetreten, der vom Konzept her praktisch ein Jugendtreff ist. Mit einer anderen Freundin war ich ein paar Mal bei einem Trommel Verein.
Die Sprache
In Irland wird zwar hauptsächlich Englisch gesprochen, allerdings ist die Irische Sprache doch noch sehr präsent. Z.B. Straßenschilder, Warnhinweise und Schulnamen haben alle eine irische Übersetzung. Außerdem gibt es Schulen (Grundschulen und Sekundärschulen), wo nur in irisch unterrichtet wird und in einigen Regionen wird ausschließlich Irisch gesprochen. Des Weiteren haben auch viele Iren irische Namen, wie z.B. Eoghan, Saoirse, Aoife oder Aoibha.
Das Englischsprechen war am Anfang auch etwas seltsam, vor allem, dass der Unterricht in z.B. Mathematik auf Englisch abgehalten wurde. Ich habe mich aber relativ schnell daran gewöhnt, weil es schließlich meine einzige Kommunikationsmöglichkeit mit anderen war, da ich ja auf keine andere Sprache ausweichen konnte wie im Unterricht in Deutschland.
St. Patrick’s Day
St. Patrick’s Day (oder St. Paddy’s Day) ist einer der am größten gefeierten Feiertage in Irland. An diesem Tag gibt es in fast jeder Stadt eine Parade, an welcher lokale Vereine und Grundschulen teilnehmen. Viele tragen an diesem Tag mindestens ein grünes Kleidungsstück oder Accessoires und viele TouristInnen kommen nach Irland um diesen Feiertag mitzuerleben. Die Paraden in größeren Städten wie Dublin oder auch Galway sind vergleichbar mit unseren Karnevalsumzügen.
Fazit
Jetzt, wo es auf das Ende meines Aufenthalts zugeht würde ich sagen, dass das Auslandsjahr eine sehr gute Möglichkeit war, nicht nur mein Englisch zu verbessern, sondern auch das Land besser kennen zu lernen. Ich würde einen Austausch definitiv jedem empfehlen und ich würde es auf jeden Fall nochmal machen, wenn ich könnte, denn es war eines der schönsten Erlebnisse meines Lebens.